Mittwoch, 8. Dezember 2010

Der letzte Tag, Teil 3

Ich kann es nicht mehr zurück halten. Tränen rollen über mein Gesicht, das ich voller Trauer über den Abschied, verziehe. Ich halte es nicht mehr aus.
„Nicht weinen“ Lisa streichelt meinen Rücken. „Wir bleiben doch noch in Kontakt, oder? Du kennst doch Facebook!“ Sie zwinkert mir zu.
-„Mm“
Julia wendet sich kurz ab. „Hier“
Ich löse mich aus Lisas Umarmung und sehe ein Geschenk. Es ist ein rotes Geschenkspapier mit einer blauen Schleife, Lisas und Julias Lieblingsfarben.
„Erst öffnen wenn du im neuen Haus angekommen bist, ja?“ Julia lächelt mich gezwungen an, ihre Augen füllen sich mit Tränen. Ich versuche auch zu Lächeln, doch stattdessen, werden nur meine Knie weich und ich knicke leicht ein.
Lisa hält mich. Sie ist die einzige, die ihre Tränen unter Kontrolle hat. Die Einzige, die nicht in der Öffentlichkeit weinen will.
Mir laufen immer noch die Tränen in Strömen hinunter. Ich kann nichts dagegen tun. Ich nehme das Geschenk.
„Komm“, drängelt meine Mutter.
„Ich-“, meine Stimme bricht ab.
„Gehen wir jetzt!“
Ich drücke ein letztes Mal Julia und Lisa. Die letzte Umarmung. Ich werde sie erst nächstes Jahr sehen können.
„Tschüss, wir lieben dich!“, rufen Lisa und Julia, und ich sehe eine kleine Träne in Lisas Auge, die sich löst und hinunter tropft.
Ich wende mich ab und werfe einen letzten Blick zurück.
Ich werde euch vermissen.

Mittwoch, 10. November 2010

Der letzte Tag, Teil 2

Wir sind schon fast am Flughafen angekommen. Kein einziges Wort wird über der Fahrt über im Auto gewechselt.

Am letzten Schultag trugen Lisa, Julia und ich, wie es auf der Liste steht, dasselbe Kleid. Es war schwarz, hatte keine Träger und hatte einen pinken Gürtel. Alle starrten uns an, doch es war uns egal. Die letzte Stunde an jenem Tag war etwas Besonderes. Meine Mitschüler sagten je etwas zu mir und einige schenkten mir sogar etwas. Die meisten sagten: „Du bist etwas besonderes. Bleib wie du bist. Wir werden dich vermissen!“ Ich hatte ein schreckliches Gefühl und unterdrückte meine Tränen.
„Wir sind da“ Meine Mutter ruft mich in die Realität zurück, unterbricht meine Gedankengänge, die voller Erinnerungen sind.
Ich steige aus dem Auto aus, nachdem es stehen geblieben ist, und schaue mich um.
„Vanessa!!!“ Lisa und Julia laufen auf mich mit offenen Armen zu, um mich zu umarmen. „Geh nicht!“
„Meine Mundwinkel verziehen sich und ich bekomme einen Kloß im Hals. „Ich muss. Ihr wisst es auch“
„Vanessa, beeile dich. Der Flieger startet bald. Wir sind eh schon etwas spät dran“ Meine Mutter muss auch wirklich immer schöne Momente zerstören.
„Wir werden dich vermissen“, Julias Stimme zittert. Ich umarme die beiden fest, drücke sie an mich und spüre ihre Wärme.

Montag, 11. Oktober 2010

Der letzte tag, Teil 1

„Ich kann nicht“, rufe ich aus meinem Zimmer. Ich murmele mein Gesicht in die Decke ein. Das letzte Mal.

Heute ist der Tag. Der Tag der Abreise. Die Sommerferien sind schnell vergangen. Zu schnell. Der Urlaub in der Türkei war toll. Ich sonnte mich die meiste Zeit am Strand, ging schwimmen, shoppen und lernte neue Leute kennen. Ich traf sogar Ari, die zufällig auch in der Türkei Urlaub machte. Wir freundeten und an und ich habe meine Meinung über sie geändert. Sie ist nett, hilfsbereit und nicht eingebildet. Wir haben sogar fast dieselben Interessen. Wir hingen die meiste Zeit zusammen und knüpften uns sogar gegenseitig Freundschaftsarmbänder.

„Doch! Du muss!“, ruft meine Mutter zurück.

Ich nehme meine zwei Koffer mit meinen Sachen darin in die Hand, nachdem ich mich angezogen habe. Ich verlasse mein Zimmer, das ich nie vergessen werde. Ich durfte damals die Wände mit Lisa zusammen ausmale. Doch wir spritzten und hauptsächlich gegenseitig mit Farbe an.

Ich trete aus dem Haus und blicke noch einmal zurück. Es sieht immer noch so aus, wie als wir es gekauft haben.

Meine Mutter nimmt mir die Koffer ab und ich steige schweigend ins Auto ein.

Was die Liste betrifft, ich habe alle Punkte erfüllt außer den 8. Wir konnten einfach keine Fische töten und uns fehlte die richtige Ausrüstung zum Angeln.

Eine Woche nach Lisas Party, ging ich mit Julian ins Kino. Wir konzentrierten und nicht auf den film, sondern plauderten die ganze Zeit. Als die Vorstellung zu Ende war, küsste ich ihn zum Abschluss. Es war kein Zungenkuss, nur ein kleiner kurzer Kuss auf den Mund. Mehr nicht, weil sein Handy zu der Zeit läutete. Ich war in ihn verliebt, daran gibt es keinen Zweifel. Ich hatte Schmetterlinge im bauch und war die ganze Zeit über nervös.

Einen Tag später traf ich ihn nach der Schule und gestand ihm meine Gefühle, so wie es auf der liste steht. Aber er sagte nur: „Echt?“ Und lachte. Seitdem habe ich nicht mehr von ihm gehört.

Sonntag, 3. Oktober 2010

Erinnerungen, Teil 2

Als ich 11 war, kam ich ins Gymnasium und lernte Lisa kennen. Wir verstanden und gut und redeten jede Pause, doch mehr wurde nicht daraus, bis sie am Schulende eine Geburtstagsfeier machte und sie mich dort fragte, ob ich bei ihr übernachten wolle. Das war der Beginn unserer unzertrennlichen Freundschaft.

Im Jahr danach bekamen wir eine neue Schülerin in die Klasse. Sie hieß Julia und Lisa freundete sich mit ihr sofort an. Sie lud sie oft ein und allmähliche wurden wie drei immer festere Freunde.

In den Sommerferien darauf zog ich mit meinen Eltern in unserer jetztriges Haus und meine Eltern heirateten. Sie waren zwar schon lange zusammen, doch keiner der beiden machte den Antrag, bis mein Vater ‚den ersten Schritt’ machte.

Wenn ich jetzt so über mein Leben nachdenke, bin ich froh Lisa und Julia zu haben. Sie sind meine engsten Freunde, die ich je hatte. Und auch die besten.

Doch es wird sich bald alles ändern. Ich werde in die USA ziehen. Ohne Lisa. Ohne julia. Ich werde vielleicht nicht wieder so einfach Freunde finden, doch ich muss es versuchen. Das Beste daraus machen, auch wenn es nicht leicht sein wird. Denn das wird es bestimmt nicht.

Sonntag, 26. September 2010

Erinnerungen, Teil 1

Ich habe nicht immer zwei beste Freundinnen gehabt. Als ich noch klein war, lebte ich mit meinen Eltern in einer nicht besonders großen Wohnung mitten in der Stadt.

Ich hatte nicht viele Freunde und war sehr schüchtern.

Mein Vater bekam dann einen neuen Job, als ich um die zwei Jahre alt war. Zuerst war er Busfahrer, doch dann verfolgte er seinen größten Traum: Pilot zu werden. Er zahlte sich alles selbst und als er sein Ziel erreicht hatte, bekamen wir mehr und mehr Geld.

Meine Mutter wollte schon immer Rechtsanwältin werden, aber weil ich dann unterwegs war, musste sie es abbrechen. Als ich älter geworden bin, vollendete sie ihren Abschluss und lebt seit dem ihren Traum.

Als ich acht war, wechselte ich die Schule. Ich ging auf eine Mädchenschule, doch meine Mutter meinte, es sei besser auf eine gemischte Schule zu gehen.

Für mich war die Umstellung nicht leicht. Ich wurde gemobbt, weil ich die Kleinste aus der Klasse war; niemand unterstützte mich. Ich weinte jeden Tag im Badezimmer und versuchte es geheim zu halten, doch meine Mutter kam schnell dahinter. Sie sprach mit dem Klassenlehrer und seitdem hörten sie auf nervige Sprüche zu klopfen.

Aber eines half mir trotzdem, denn ich machte rhythmische Sportgymnastik nebenbei, das mir viel Spaß bereitete und ich dort wenigstens ein oder zwei Freundinnen hatte.

Mittwoch, 15. September 2010

Die Party, Teil 9

„Wie fandet ihr die Party?“ Lisa starrt uns an. Sie liegt in ihrem Bett und Julia und ich liegen auf der Matratze.

„Nicht soll, sondern hammer geil!“; erwidere ich.

Lisa macht das Licht aus. Leichte Beleuchtung der Gasse dringt durch die Jalousie in das Zimmer. Meine Augen müssen sich noch an die Dunkelheit gewöhnen.

„Da hast du recht!“ Ich spüre, dass Julia die Decke zu Recht zieht. „Ich meine, jetzt ist es schon ein Uhr in der Früh. Und dass die Party durchgehend ein erfolg war… Respekt“

„hehe“, beginnt Lisa, „danke. Und ich bin kein bisschen müde.“

„Ich auch nicht“, sage ich und kuschle mich in die Decke. „Ach ja. Vielleicht habt ihr es eh mitbekommen, aber dieser Junge hat mir unabsichtlich Cola über mein Kleid gekippt“

„Im Ernst jetzt?“, Julia seufzt, „hat er sich wenigstens entschuldigt?“

Trotz der Dunkelheit, nicke ich. „Ja, hat er. Er ist sogar nachher ins Bad gekommen, gefragt ob es geht und hat sich entschuldigt. Und ratet mal“, ich mache eine kurze Pause bevor ich fortfahre, „er hat dann später sogar mit mir getanzt“

„Uuh“ Ich weiß nicht, wer es macht.

„Wie heißt er? In welche Schule geht er? Wie alt –„, Lisa findet kein Ende mehr.

„Stopp!“, rufe ich, „sein Name ist Julian. Mehr weiß ich nicht“ Ich taste nach meiner Tasche, um einen kleinen Zettel herauszukramen. „Dann, als er gehen hat müssen“, fahre ich fort, „gab er mir ein kleines Stückchen Papier. Ich denke mir mal, es ist seine Telefonnummer“

Plötzlich wird es hell. Lisa hat, soweit ich es erkennen kann, ihre Finger auf dem Lichtschalter.

„Mach aus!“, schreit Julia, „spinnst du? Das tut in den Augen weh!“

Sie dreht das Licht wieder ab und schweigt.

„Und ich glaube“; gestehe ich, „ich habe mich verliebt“

„ich hoffe, du weißt was das bedeutet, oder?“, meldet sich auch Lisa zu Wort.

„Aber sicher doch“, antworte ich, „ich sage nur ein Wort: Die Liste“

Sonntag, 5. September 2010

Die Party , Teil 8

Das Bad ist besetzt und ich klopfe wild an die Tür. Die Tür wird aufgerissen und ein Junge und ein Mädchen, dessen Lipgloss verschmiert ist, verlassen das Bad.

Ich schließe die Tür hinter mir. Ich betrachte mich im großen Spiegel über dem Waschbecken. Mein Kleid ist beim Ausschnitt nass und klebrig. Ich nehme mir Klopapier und tupfe den nassen, dunklen Fleck ab. Es riecht nach Cola. Das Tupfen bringt wenig, denn der Fleck ist immer noch sichtbar.

Jemand klopft an die Tür. Ich sage nichts, ich will alleine sein.

Die Tür wird geöffnet. „Geht’s?“ Es ist der Junge von vorher. Ich nicke. „Kommst du wieder hinunter oder bleibst du da?“, will er wissen. Seine Augen werden großer, als hoffe er, ich käme hinunter.

„Ja“, ich richte mein Kleid zu Recht und verlasse das Bad.

Die Luft wird stickiger je weiter man in das Wohnzimmer geht.

Er greift nach meiner Hand, drückt sie leicht und zieht mich zu sich.

Der Song wechselt. Erst war noch ‚Chica Bomb’, jetzt läuft ein langsamer Song den ich nicht kenne.

Ich bin schon immer untalentiert im Tanzen gewesen und habe Angst, dass ich ihm auf die Füße steige.

„Sag mal, wie heißt d eigentlich?“, fragt er und wir bewegen uns hin und her passend zur Musik.

„Vanessa. Du?“

- „Julian“ Ich grinse und denke an Julia.

Das Lied ist schon vorbei und jetzt läuft ‚Hot’.

Ich schweife meinen Blick durch die Menge. Lisa tanzt im Mittelpunkt mit einem breiten Grinsen im Gesicht und amüsiert sich. Ari tanzt neben ihr. Es scheint fast so, als wolle sie im Mittelpunkt sein.

Donnerstag, 19. August 2010

Die Party, Teil 7

Mittlerweile sind schon fast alle eingetroffen. Im Wohnzimmer läuft Musik, das Buffet ist schon längst eröffnet und die meisten tanzen.

Ich stehe mit Julia und Lisa im Flur, warte und begrüße die Gäste.

„Wann glaubst du kommt er?“, will Lisa wissen.

Julia zuckt die Schultern. „Ob er überhaupt noch kommt?“

„Sag so was nicht, ja?“, beginnt Lisa, „als ich ihm die Einladung gab, schaut er mich neugierig in die Augen und meinte: ‚ich?’ Und ich sagt darauf: ’ja, du!’ Und er nur: ‚cool, danke. Ich werde kommen!’ Ich bin mir sicher, dass er es ernst gemeint hat. Das hörte ich in seiner Stimme. Außerdem, meinen Parties kann niemand widerstehen“

Ich lache. „Ja, das kennen wir nur zu gut“ Ich stupse Lisa an. „He, schau mal wer da kommt!“

Martin betritt das Haus.

„Hey. Gib mir deine Jacke, ich hänge sie auf“, sagt Julia und reicht ihm Die hand, um nach der Jacke zu greifen.

„Ist es nicht etwas zu warm für eine Jacke?“, fragt Lisa spöttisch.

„Ich dachte, er wird kühler. Habt ihr nicht die Zeitung gelesen?“ Er schaut Lisa an.

„Komm rein“, sage ich. Nachdem Julia die Jacke aufgehängt hat, kommt sie mit ins Wohnzimmer.

Die Musik dröhnt, die Vorhänge sind geschlossen. Popcorn liegen am Boden und ein Getränk wurde am Couchtisch verschüttet.

Die meisten tanzen. Die, die sich nicht für das Tanzen begeistern können, sitzen auf der Couch. Es sitzen sogar zwei in der Ecke und reden miteinander.

„Ich würde auch gerne so eine Party machen“, sage ich zu Julia. Ich setze mich auf einen der freien Stühle in der Küche.

„Ja, ich auch“, erwidert sie, „aber ich will nicht in ihrer Haut stecken. Schau sie dir doch einmal an. Alle wollen ihr gratulieren und als erstes das Geschenk geben. Sie wirkt überfordert, oder?“

„Uhm…stimmt. Aber sie scheint trotzdem glücklich zu sein“ Ich beobachte sie. Sie redet mir Ari, die ein Getränk in ihrer Hand hält, und beide lachen. Martin gesellt sich zu den beiden. Er sagt irgendetwas und Lisa nickt. Sie greift nach seiner Hand und er zieht sie in die Mitte des Wohnzimmers und tanzt.

„Ja, glücklich ist sie bestimmt“, stimmt Julia mir zu, „komme, mischen wir uns unter die Leute!“

Ich stehe auf und drängle mich an den Leuten vorbei.

„Vanessa?“, ruft Julia, doch ich verstehe sie nicht besonders gut, auf Grund der lauten Musik.

„Hier bin ich!“, rufe ich zurück und schaue kurz nach hinten. Plötzlich rempelt mich jemand. Ich blicke sofort nach vorne. Mein Kleid ist nass geworden. Vor mir steht in Junge mit einem Glas. „Sag mal, spinnst du?“

„Er schaut mir mit seinen blauen Augen in die Augen.

„Das… tut mir leid. Jemand hat mich geschupst und“, beginnt er schnell und fährt mit seiner Hand durch seine braunen Haare.

„Egal, jetzt ist es eh schon zu spät“ Ich drängle mich vorbei und lasse ihn in der Menge stehen. Ich muss mich dringend abtrocknen. Der Platz in Richtung Badezimmer wird breiter, weil hier immer weniger Leute sind, und es befinden sich nur vereinzelte Leute außerhalb der Küche und dem Wohnzimmer.

Mittwoch, 18. August 2010

Die Party, Teil 6

Die Hausklingel läutet. Wir schauten ‚Hangover’ an. Es war wirklich lustig. Julia konnte sich nicht mehr richtig reden vor lauter Lachen und lag nur noch auf der Matratze. Lisa und ich machten Witze über sie. Besser ging es nicht.

Lisa öffnet die Tür.

„Pizzaservice“ Ein junger Mann mit einem roten Shirt und roter Kappe steht vor der Türe und hält die bestellten Pizzen.

„Moment“, erwidert Lisa und schnapp das Geld, das auf der Kommode liegt, „hier“ Sie gibt ihm das Geld und nimmt die Pizzen entgegen. Der gute Duft der Pizzen kommt nicht an meiner Nase vorbei. Oregano rieche ich am stärksten heraus. Köstlich- Mir läuft förmlich das Wasser im Mund zusammen. Julia schließt die Tür und sagt: „Und ich dachte es ist schon der erste gast“
„Sie müssen jeden Augenblick kommen!“ Lisa geht mit den Pizzen in das Wohnzimmer.

Wir haben nach dem Film alles vorbereitet: Popcorn gemacht, das ganze Knabbergepäck in Schüsseln gegeben und die Getränkeflaschen ausgestellt. Die Vorhänge sind noch offen und es scheinen noch ein paar Sonnenstrahlen in den Raum, doch bald sind auch diese verschwunden.

Das ist nicht Lisas erste Party. Sie hat schon mehrere Parties gegeben, die ein Erfolg waren und alle gutgelaunt heimgingen. Doch dieses Mal ist es etwas anderes. Es ist ihr 16. Geburtstag und den muss man feiern. Ihre Eltern sind über Nach extra bei ihrer Tante, dass sie das Haus für sich alleine hat. Ihre Eltern Vertrauen ihr vollkommen. Sie haben nicht einmal etwas gegen Alkohol oder Zigaretten gesagt. Sie haben nur etwas gegen Drogen.

Meine Mutter wäre bei dem Gedanken, dass ich bei ihrer Party Alkohol trinken könne, schon ausgetickt. Sie überreagiert häufig.

„Jetzt soll endlich jemand kommen“, jammere ich grinsend.

Julia nickt. „Ja, allerdings. Ich dachte sie kommen etwas früher“

Plötzlich ertönt die Türklingel erneut. „Wenn man vom Teufel spricht“, sagt Lisa und läuft zur Tür. Ich stehe immer noch angewurzelt vor dem Tisch mit dem Essen.

„Hai“ ich blicke auf und Katharina lächelt mir zu. Ich habe nie besonders viel mit ihr geredet. Sie geht in die Nebenklasse und ist ziemlich gut in der Schule. So viel ich weiß, will sie ‚Ari’ genannt werden und sie hat eine Zwillingsschwester, die jedoch nicht in unsere Schule geht.

Ich bin mir nicht sicher, ob sie mich leiden kann, denn sie schaut mich ab und zu in den pausen immer so komisch an.

„Hey“, erwidere ich und stelle eine der Schüsseln mit Chips auf die andere Seite des Tisches.

Sie richtet ihr schwarzes Top, das gut zu ihren blonden Haaren passt, zu Recht.

„Es kommen doch noch mehr, oder?“ Ich kann Ari’s Unterton in ihrer Stimme hören. Es klingt herabsehend.

„Aber sicher“, erwidere ich und gehe an ihr vorbei, „das wird doch eine einzigartige Party für ein 16-jähriges Mädchen!“

Sie mustert mich. Das ist der Grund warum ich sie nicht besonders mag. Die Mimiken, als wäre ich nicht gut genug für ihre Freundschaft, nervt mich. Aber Ari ist gut mit Lisa befreundet und ich habe auch nichts dagegen. Sie ist meine beste Freundin und ich gönne ihr die Freundschaft von ganzem Herzen.

Ich gehe durch den Türbogen, der das Wohnzimmer und den Flur verbindet. „Mach doch die Tür auf“, schlage ich vor, „dann kommt frische Luft hinein und es läutet nicht ständig jemand an“

Lisa spitzt die Lippen und drückt langsam die Türklinke hinunter. „Nein, Zwing mich doch dazu“ Sie schaut mich herausfordernd an.

Ich greife nach ihrer hand und versuche die Finger von der Tür zu lösen.

„Da“, sie lacht und öffnet dir Tür. Warme Luft durchströmt den Flur. Ich trete hinaus. Die Sonne scheint immer noch und keine einzige Wolke ist am Himmel zu sehen. Durch die Gasse fahren kaum Autos. Und falls, sind es die Eltern der Gäste.

Sonntag, 15. August 2010

Die Party, Teil 5

„Vanessaaa“, Lisa umarmt mich. „Willkommen“ Sie grinst mich an. „wie geht’s dir?“

Ich betrete ihr Haus. Der Flur schaut aus wie immer, nur dass die Garderobe leer für die Gäste ist. Das Wohnzimmer ist größer als sonst. Der blaue Sessel fehlt. Der Couchtisch ist abgeräumt und am Esstisch sind leere Schüsseln aufgestellt. Es sollte anscheinend ein Buffet werden.

Julia kommt aus der Küche heraus und ich mustere sie. Sie trägt einen schwarzen Rück mit Rüschen dazu ein pinkes Top und ein passender Gürtel. Ihr braunes Haar ist, wie so oft auch, hochgesteckt.

„Vanessa!“ Sie eilt auf mich zu und umarmt mich.

„Was ist eigentlich die Überraschung, die du einmal angesprochen hast?“, beginne ich, „aber du weißt hoffentlich, dass es deine Party ist und nicht unsere“

Sie lächelt nur und deutet uns, dass wir ihr folgen sollen. Julia und ich gehen hinter Lisa die Stufen hinauf.

Sie öffnet ihre Zimmertür. Die Jalousien sind unten, der Raum verdunkelt. Ihr Bett, das unter dem Fenster steht, ist ordentlich gemacht und das Zimmer aufgeräumt. Am Boden liegt eine große Matratze.

„Ich hoffe, ihr dürft heute bei mir übernachten“, sagt sie mit frecher Stimme und wirft sich auf die Matratze.

„Meine Mum hat bestimmt nichts dagegen“, erwidert Julia und bleibt noch im Türrahmen stehen. Lisa schaut mich mit ihren blauen Augen fragend an.

„Meine….Ich rufe sie an“, sage ich und hole aus meiner Tasche mein Handy heraus. „Mama?“, frage ich, „darf ich heute bei Lisa übernachten?“ Lisa und Julia starren mich gespannt an. „nein“ Ich lege auf.

„Und? Sag schon!“; will Lisa wissen.

„Ich denke, sie hat etwas dagegen“, beginne ich und die Mienen der beiden ändern sich schlagartig, „dass ich mich auf eine Matratze werfe!“ Ich lache und springe auf die Matratze. „Ja, ich darf! Außerdem…“ Ich hole aus meiner Tasche das Geburtstagsgeschenk für Lisa heraus und reiche es ihr. „Hier“

Lächelnd nimmt sie es entgegen.

„Die Ketten sind so wunderschön“, sagt sie, nachdem sie das Schächtelchen geöffnet hat, „danke!“ Sie nimmt eine der Ketten heraus und gibt sie Julia, die zweite mir.

Ich schaue auf den Anhänger, auf dem ‚best’ steht und das weiße Steinchen sitzt.

„Das ist wirklich ein tolles Geschenk“ Lisa legt das Schächtelchen beiseite und umarmt mich. „Danke!“

„Stimmt“, stimmt Julia fröhlich ein und setzt sich auf die Matratze, „und was machen wir jetzt?“ Ich blicke zu Lisa.

„Wie haben drei Stunden Zeit, dann kommen die Gäste“, erklärt sie.

„Uuh“, mache ich und zwinkere ihr zu. Julia stupst mich an.

„Sprich lieber nicht über ihn in ihrer Gegenwart, sonst ist sie wieder in ihrer Traumwelt“ Sie lacht, doch Lisa zieht nur eine Augenbraue hoch.

„Schauen wir einen Film an. Habt ihr Lust?“, bietet Lisa an.

„Klar“, erwidert Julia und Lisa zückt eine DVD hinter ihrem Rücken hervor.

Donnerstag, 12. August 2010

Die Party, Teil 4

Was soll ich anziehen? Rock und Shirt? Oder doch ein Kleid? Welche Farbe?

Ich nehme mein kariertest, trägerloses Kleid heraus. Es ist weiß, grün und blau. Ich liebe es, weil ich mich darin am wohlsten fühle und es außerdem auch mein Lieblingskleid ist.

Fertig angezogen mache ich mein Make-up. Mascara ist dabei, wie jeden Tag, ein Muss. Heute benutze ich auch noch meinen Eyeliner und Kajalstift, sowie etwas Rouge und Lipgloss. Die Haare sind offen und haben viel Volumen, da ich sie meist, wenn ich zu Hause bin, zu einem Dut in der Mitte meines Kopfes habe.

Ich nehme noch meinen schwarzen Gürtel mit silbernem Verschluss aus der Schublade und schnalle ihn um meine Hüfte. Jetzt brauche ich nur noch Lisas Geschenk und dann wäre ich bereit zum Abfahren.

Ich hole das kleine Schächtelchen aus meiner Tasche heraus und betrachte es. Ob es ihr gefallen wird? Das Schächtelchen ist rot mit einer weißen Schleife. Ich habe ihr drei Ketten gekauft. Eine mit ‚best’ und einem weißen Steinchen, eine mit ‚friends’ und einem blauen Steinchen und zu guter letzt eine mit ‚forever’ mit einem roten Steinchen. Im Schächtelchen sind noch zusätzlich ein kleiner Zettel mit Geburtstagsgrüßen und einem selbst gedichteten Gedicht und noch ein Gutschein.

„Mama, wir können fahren!“, rufe ich mit voller Kraft, schnappe mir noch meine kleine schwarze Tasche und gehe in den Flur. Meine Mutter steht schon fertig mit den Autoschlüsseln im Flur.

„Gehen wir“, erwidert sie und öffnet die Tür.

Mittwoch, 11. August 2010

Die Party, Teil 3

„Vanessa!“ Meine Mutter hört sich wütend an, „Vanessa!“ Ihre Stimme wird energischer. Ich öffne langsam meine Augen. „Sag mal, spinnst du?“ Ich schaue fragend auf. „Zwei Stunden in der prallen Sonne liege…“ Jetzt verstehe ich. Ich bin wohl eingenickt.

„Wie spät ist es?“ Ich reibe mir die Augen und stehe auf.

„Vor 11 Uhr“, antwortet sie, „Zeit zum Essen. Später musst du dich ja noch fertig machen, wegen Lisas Geburtstagsfeier“

„es ist keine Feier, sondern eine Party, okay?“ Ich betone das letzte Wort besonders.

„Jaja“, erwidert sie, „und jetzt komme rein. Das Essen kocht schon“

Ich bücke mich und nehme mein Handtuch. Ich gehe die Stufe zur Terasse hinaus, werfe das Handtuch über den Holzstuhl und betrete die Küche. Es riecht nach Spaghetti, wobei der Geruch der Tomaten am stärksten ist.

„Setz dich“, sagt meine Mutter, während sie die Nudeln im Topf umrührt. „Essen ist fertig“ Ich beobachte sie nicht, ich starre aus dem Fenster hinaus. Das Geschirr klirrt und Wasser plätschert. Schritte kommen näher.

„Da“, sie stell den Teller vor mich hin und legt einen Löffel und eine Gabel neben den Teller Ich nehme den Löffel in die linke, die Gabel in die rechte Hand.

Die Spaghetti schmecken gut. Genug Soße, die Nudeln sind aldente und es sind genug kleine Fleischbällchen vorhanden.

Doch ich habe nicht wirklich Hunger. Ich esse Widerwillen, denn ich weiß genau, dass sie sich aufregt und meint ich sei magersüchtig. Dabei bin ich nur dünn und esse sogar gerne. Aber es gibt keinen anderen Weg als es aufzuessen.

„Fertig“. Ich wische meine Lippen mit einer Serviette ab und erhebe mich. „Ich mache mich mal fertig“ Meine Mutter geht auf den Tisch zu und nimmt mir den Teller ab.

Sonntag, 8. August 2010

Die Party, Teil 2

Ich habe vier Stunden bis meine Mutter mich zu Lisas Party bringt. Was soll ich an einem Samstagvormittag tun? Meine Hausaufgaben habe ich gestern schon erledigt und Julia schläft bestimmt noch. Ich könnte für Mathematik lernen, aber dafür habe ich jetzt keinen Kopf. Ich könnte zu Facebook gehen oder fernsehen, aber es ist so früh kaum jemand online und aucgh nichts Gutes und Unterhaltsames im Fernsehen.

Ich gehe auf meinen Schrank zu und öffne ihn. Plötzlich fallen mir ein paar Sachen entgegen. Toll. Jetzt muss ich auch noch aufräumen.

Ich suche in dem Chaos meinen roten Bikini, der ein schwarzes Muster hat.

Nachdem ich ihn gefunden habe, schnappe ich mir die Kleidungsstücke vom Boden, stopfe sie in den Schrank zurück und schließe schnell die Schranktüre. Ich werfe den Bikini auf mein Bett, gehe zu meinem Bett hinüber und setze mich. Ich ziehe meinen Pyjama Top aus und ziehe den Bikini an. Mit meinem Bikini und Pyjamashorts angezogen, gehe ich in den Garten hinaus. Die Sonne strahlt auf unsere Terasse hinab, es ist keine Wolke am Himmel und die Luft ist warm. Ich lege mich auf mein buntes Handtuch, das ich zuvor in der Wiese ausgebreitet habe.

4. Juni. Lisas Geburtstag. So ein schöner Tag. Ich atme die frische Luft ein und spüre, wie sie meine Lungen füllt. Ich höre ein paar Autos an der hauptstraße vorbeifahren und beobachte, wie schon die ersten vereinzelten Bienen von Blüte zu Blüte fliegen. Die Sonne erwärmt meinen Rücken und ich drehe mich auf den Rücken. Ich schließe meine Augen. Die Sonne erwärmt nicht nur mein Äußeres, sondern ich merke, wie positive Energie meinen Körper durchflutet. Ich genieße die Zeit. Den Moment. Und jede Sekunde.

Freitag, 6. August 2010

Die Party, Teil 1

„Mama, ich hoffe du weißt, dass ich heute die Geburtstagsparty von Lisa ist“ Ich schnappe mir die Zeitung, die auf der Theke liegt und setze mich meiner Mutter gegenüber.

„heute schon?“, sie schaut von ihrem Kreuzworträtsel auf, „okay. Und wann soll ich dich hinbringen?“ Ich zucke die schultern. Die party beginnt um 16 Uhr, aber Lisa meinte, wir sollen früher kommen, doch eine genaue Uhrzeit hat sie nicht gesagt. Außerdem wollte sie nicht, dass Julia und ich ihr bei der Partyvorbereitung am Vormittag helfen, sie wollte alles alleine organisieren und will uns überraschen. Aber wieso will sie uns überraschen? Es ist ihre party und nicht unsere.

„Vielleicht um 13 Uhr?“ Ich beginne die Zeitung durchzublättern. Politik, nächste Seite. News aus aller Welt, nächste Seite.

„Gut, sei aber rechtzeitig fertig“, sie nimmt einen Schluck ihres heißgeliebten Kaffees, „versprich mir: keinen Alkohol, keine Zigaretten und keine Drogen!“

Typisch. Als ob ich jemals so etwas probieren werde. Darauf kann ich locker verzichten. Und woher soll ich auch das ganze Zeug bekommen? Keine meiner Freundinnen raucht, trinkt Alkohol oder konsumiert Drogen.

„Nein. Habe ich nie und werde ich nie“, erwidere ich und gebe meine hand auf meine Brust, „versprochen“

Sie schaut mich an. „ich weiß. Aber du weißt ja, die Jugend von heute“

Ich lache auf. „Ja, ganz bestimmt“ Ich drehe die Zeitung um, um die letzte Seite zu lesen, wo es um den Klatsch und Tratsch der Promis geht. Doch heute steht nichts Besonderes drinnen. Ich stehe auf und gehe in mein Zimmer.

Dienstag, 3. August 2010

Die Liste, Teil 3

Die Tür ist schon offen und wir eilen hinein. Der Lehrer sitzt schon an seinem Computer und unsere Mitschüler beschäftigen sich selbst.

Der Lehrer schaut auf. „Da nun auch ihr gekommen seid. Ihr könnt euch selbst beschäftigen. Ich muss etwas erledigen“ Er schaut wieder den Computer an und tipp etwas ein.

Das ist etwas, das selten vorkommt. Normalerweise machen wir immer Stoff, er wiederholt jedes Mal und will unser Wissen prüfen. Doch heute ist einer der wenigen Tage, an denen er etwas erledigen muss.

„Hey, wir können ja die Einladungen für deine Geburtstagsparty designen“, schlage ich leise vor, schnappe mir einen Stuhl und setze mich.

„Tolle Idee und ich weiß auch schon wie ich es haben will“, beginnt sie, „die Karte soll rot sein, meine Lieblingsfarbe, die Schrift schwarz und der rote Hintergrund hat noch Lichteffekte“

Wow. Die Idee finde ich wirklich toll. Ich wäre niemals auf so eine Entscheidug gekommen. Ich hätte Stunden herumgerätselt, wie das Design aussehen soll, und dann noch Stunden für den Text.

Ich nicke mit großen Augen.

Der Computer ist schon eingeschaltet und sie öffnet ein Bilderbearbeitungsprogramm. Sie wählt das richtige Format aus, macht den Hintergrund rot und den Effekt dazu.

Ich bin fasziniert davon wie schnell sie es schon fertig hat. Jetzt fehlt nur noch der text.

„Was soll ich schreiben?“ Sie schaut mich fragend an.

„Auf keinen fall soll es mit ‚du bist herzlich eingeladen…’ beginnen. Das klingt altmodisch“, kichere ich.

„Ne. Vielleicht so ‚Hey, hast du Lust zu meiner Party zu kommen?’ das finde klingt doch lässig, oder?“

-„finde ich gut. Darf ich tippen?“

Sie schiebt die Tastatur zu mir hinüber. Ich beginne zu tippen in meinem raschen Tempo.

Schon nach kurzer Zeit sind das Design und der Text fertig.

„Gute arbeit“, sagt sie zufrieden und lächelt mich an.

Ich stehe auf und gehe zum Drucker. Ich sehe schon das rote Stückchen Papier herauskommen.

„Die Computer bitte hinunterfahren. Wir machen heute früher Schluss. Ich habe noch viel zu erledigen“, erklärt uns der Lehrer und verschwindet in seinem Kammerl.

Ich nehme das Papier und gehe zur Tür hinaus. Kühle Luft strömt mit entgegen.

„Zeig her“ Lisa reißt mir das Papier aus den Händen.

„Wow, besser geht’s nicht“, sagt sie begeistert, hüpft ein paar Meter vor und schaut zu mir zurück.

„Jetzt müssen wir es nur mehr kopieren“

Wir gehen einen Stockwerk hinauf zu dem zweiten Informatiksaal.

Die Tür geht ruckartig auf und Julia lauft hinaus.

„Schau mal was ich hier habe“, Lisa betont jede einzelne Silbe des Satzes und wedelt mit der Einladung herum.

Julia schaut sie fragend an, versteht aber schnell, was es ist.

-„Zeig her!“

Lisa dreht das Papier, sodass Julia es sehen kann.

Ihr Augen weiten sich.

„Wunderschön“ Julias Kinnlade klappt herunter.

„Ach ja, ich habe bei der liste etwas hinzugefügt. Jetzt müssen wir nur noch unterschreiben“, erzählt Lisa, gibt die Einladung Julia zum halten und holt aus ihrer Hosentasche den Zettel mit den punkten heraus.

Ich nehme ihn und lese:

1. Verlieben

2. Jungen küssen

3. Beste Note auf Mathe-SA

4. Schwarm die Gefühle gestehen

5. Abschlussparty

6. Kleid kaufen

7. im Kino Unsinn anstellen

8. angeln gehen

9. schönsten Abend ever haben

10. Spaß haben

„hast du einen Kugelschreiber?“, frage ich Lisa, die schon einen in der Hand hat. Ich nehme ihn, unterschreibe und gebe die zwei Sachen an Julia weiter. Sie nimmt den Kugelschreiber und unterschreibt ebenfalls.

„so, ich würde sagen“, beginnt Julia, „du kannst beginnen die liste abzuarbeiten!“ ich verziehe mein Gesicht: „haha, sehr lustig“ ich reiße die liste aus ihrer hand und stecke sie ein.

Sonntag, 1. August 2010

Die Liste, Teil 2

„Hier. Ich habe die liste schon begonnen“ Lisa hält einen zusammengeknitterten Zettel in der Hand. Sie öffnet ihn und reicht ihn mir.

Verlieben, einen Jungen küssen, die beste Note von der klasse auf Mathematikschularbeit schreiben.

Drei punkte. Aber sie hat recht. Ich sollte mich wieder verlieben, auch wenn ich es nicht steuern kann. Einen Jungen küssen ist auch nicht falsch. Und die beste Note aus der Klasse schreiben. Da werde ich viel zu tun haben, denn bisher habe ich immer nur zweien geschafft und selten eine eins. Geschweige denn die Bestnote.

Ich verdrehe die Augen.

„Julia, was sagst du zu der liste?“

„Die punkte, die du“, sie stupst Lisa an, „aufgeschrieben hast, sind super“

„Und ich dachte du wärst auf meiner Seite“, scherze ich.

Sie spitzt die Lippen. „also wenn du so denkst, hast du dich gewaltig geirrt“ Sie lacht.

„Also Vanessa. Was willst du noch ergänzen?“, will Lisa wissen und schaut uns ernst an.

Ich denke nach. Mein Gehirn läuft auf Hochtouren. Was will ich machen, bevor ich nicht mehr hier bin.

„Nackt über den Hof laufen“, Julia klatscht und lacht so laut, dass es alle im Gang hören können. „okay, nein ernsthaft jetzt. Vielleicht deinem Schwarm, falls du einen haben wirst, sagen, dass du auf ihn stehst“

„finde ich gut“, erwidert Lisa. „und wie wäre es mit einer großen Abschiedsparty? Oder ein tolles Kleid kaufen? Nein, ich hab’s: wir kaufen uns alle drei dasselbe kleid, das wir am letzten Schultag tragen werden!“ Sie grinst breit und schaut Julia und mich erwartungsvoll an.

„okay, schreib auf“, erwidere ich und verkneife mir ein Lachen.

Sie holt einen Kugelschreiber aus ihrer Tasche, nimmt den Zettel aus meiner Hand und drückt ihn gegen die Wand, um schreiben zu können. Langsam und mit ihrer schönsten Schrift schreibt sie die weiteren Punkte auf.

„Ich hab noch etwas“, Julia schaut mich an, „etwas, was du nie gerne mitgemacht hast“

Ich schaue sie fragend an.

„Wir gehen alle ins Kino. Sitzen in der letzten Reihe und stiften Unruhe. Wir werfen Popcorn auf die Leute!“ Sie verzieht ihr Gesicht zu einem bösen Ausdruck.

„Das muss sein. Als Abschied“, stimme ich ihr zu, obwohl ich es lieber nicht aufschreiben hätte lassen, doch Lisa schreibt schon den nächsten punkt auf.

„Noch irgendetwas? Schnell, die Pause ist gleich zu Ende“ Lisa blickt auf.

Ich zucke die schultern und werfe Julia einen blick zu. Sie beobachtet jedoch eine Clique, die gegenüber von uns steht.

„Was haben wir jetzt?“ Ich breche das Schweigen.

„Informatik“, erwidert Julia immer noch abwesend.

Ich öffne meinen Spind, hole meine gelbe Mappe heraus und schließe meinen Spind.

„oh, dann sind wir wieder geteilt“, fällt Julia and und widmet sich jetzt uns. Sie öffnet ihre Arme und umarmt uns beide. Ich gehe mit Lisa los.

Es ist ziemlich nervig, dass wir drei immer getrennt sind, aber Lisas Nachname beginnt mit B, meiner mit L und Julia’s mit T. dafür hat Julia die besseren, nicht so strengen Lehrer, wie wir sie haben. Aber dagegen können wir eben nicht ankommen.

Freitag, 23. Juli 2010

Die Liste, Teil 1

Mein Wecker läutet. Ich öffne langsam und mühsam meine Augen und greife nach ihm, um ihn auszuschalten. Das nervende Klingeln dröhnt immer noch in meinen Ohren, obwohl er schon seit drei Sekunden ausgeschalten ist. Ich drehe mich in meinem warmen Bett um und murmle mich dicker in die Decke ein. Ich will nicht in die Schule gehen. Nicht heute.



Ich sitze im Flugzeug und starre aus dem Fenster. Die Wolken schauen aus wie weiße Zuckerwatte, als könne man nach ihnen greifen oder gar essen. Ich schließe meine Augen und denke an Julia und Lisa. Was sie wohl gerade machen? Ich öffne meine Augen, um aufzustehen, doch ich bin nicht mehr im Flieger. Ich sehe ein großes Schulgebäude vor mir. Das Grundstück ist von einer Mauer umgeben und schließt ein großes Eisentor ein. Es erinnert mich mehr an einen Friedhof als an ein Schulgebäude. Ich gehe einen Schritt zu und betrete das Grundstück. Der Kies macht ein merkwürdiges Geräusch unter meinen Turnschuhen und alle Schüler starren mich an. Ich bin kein Emo. Kein Punk. Oder sonstiges. Ich bin ich und wenn sie damit ein Problem haben, ist es mir egal. Ohne mich eine Sekunde den anderen zu widmen, gehe ich auf den Schuleingang zu. Ich mache die Tür auf und alles beginnt sich zu drehen. Die Schüler tuscheln, halten ihre Hände vor den Mund und reden miteinander. Einige zeigen sogar auf mich und ich bleibe wie angewurzelt stehen. Irgendetwas läuft hier schief. Wie gerne ich doch meine zwei besten Freundinnen neben mir hätte, die mich immer und in jeder Lage unterstützen.



Plötzlich packt mich jemand an den Schultern. Ich schrecke auf und sehe meiner Mutter in die Augen.
„Du bist ja doch munter!“
„Hö?“, ich schaue verschlafen um mich herum. Ich bin in meinem Zimmer, in meinem Bett. Kein Flugzeug. Keine Schüler, die mich anstarren. Alles wie gewohnt. „ich bin wohl wieder eingeschlafen…“ und habe einen Albtraum gehabt.
Meine Mutter zieht eine Augenbraue hoch und verlässt mein Zimmer.
Ich drücke die Decke weg. Ich stehe mit Mühe auf, gehe zu der Kommode mit dem Spiegel darüber und schminke mich. Es ist merkwürdig, dass ich vorher mich schminke und mich dann erst umziehe, aber so ist nun mal mein Morgenritual.
Ich bücke mich und ziehe rasch meine Socken an, nehme meine Schultasche und schlendere in das Vorzimmer.
„Bin schon auf“, rufe ich meiner Mutter zu, während ich die Küche betrete.
„Morgen“, erwidert sie mürrisch. Sie ist jeden morgen mürrisch. Besonders wenn sie müde ist, was so gut wie an jedem Schultag ist.
Ich trotte auf die Theke zu und nehme eine große Banane aus der Glasschüssel. Ein Knick und schon ist die Banane offen.
„Mama, können wir heute früher fahren?“, frage ich meine Mutter.
„muss das sein?“ Sie nimmt einen Schluck von ihrem Kaffee.
„ja, wenn ich schon wegziehe, will ich wenigstens noch so viel zeit mit meinen Freundinnen verbringen, wie ich kann“

Sie nickt genervt, steht auf und nimmt einen letzten Schluck ihres Kaffees.

„gehen wir“, erwidert sie schroff und schaut mich beim vorbeigehen nicht an. Ich lege die Bananenschale auf die Theke, nehme meine Tasche und gehe hinaus zum Auto. Ich steige ein und schließe die Autotür.

„Bist du angeschnallt?“

Ich nicke ihr im Rückspiegel zu. Sie fährt los. Ich kann es kaum erwarten Julia und Lisa zu sehen. Ich bin schon gespannt, was wir auf diese Liste schreiben werden.

Freitag, 16. Juli 2010

Schlechte Neuigkeiten, Teil 3

Jemand klopft an meine Zimmertür.

Ich gebe ein Murren von mir und drehe mich in meinem Bett um.

„Geht es dir schon besser?“ Es ist die Stimme meiner Mutter. Ich höre sie durch mein Zimmer gehen und spüre, dass sie sich auf mein Bett setzt.

„Aber schau, du kannst sie doch ja besuchen kommen. In den Sommerferien kannst du dann, wenn du willst, die ganze Zeit mit ihnen verbringen“, bietet sie an.

„Es ist aber nicht das gleiche, verstehst du? Meine Freundinnen sind nicht austauschbar und ich werde nicht dieselben jemals wieder finden“, erkläre ich ihr mit zitternder Stimme.

Ich drehe mich um und schaue in ihre blauen Augen.

„Du musst mitkommen. Wir haben alles schon gebucht“, erzählt sie.

Mir stockt der Atem. Gebucht? Heißt das etwa, sie weiß schon länger davon?!

„und wann….?“ Ich habe keine Stimme mehr.

„Ende der Sommerferien. Dein Vater wird vorfahren. Er wird das Haus fertig machen und wir fliegen Ende der Sommerferien dorthin“, erwidert sie.

Ich werde anscheinend die ganzen Ferien über nicht zu Hause sein. Die ersten vier Wochen in der Türkei und dann zwei Wochen in Deutschland bei meinen Großeltern.

„Müssen wir wirklich…“, beginne ich.

- „ja. Es ist schon beschlossene Sache“, unterbricht sie mich. „ich lasse dich jetzt erst mal in Ruhe. Du willst doch alleine sein, oder?“

Ich nicke. Sie steht auf und verlässt mein Zimmer.

Beschlossene Sache…

Ich greife nach meinem Handy und wähle Lisa’s Nummer. Ich muss dringend ihr es erzählen. Ich brauche jemanden zum Reden. Ich wünsche mir nichts lieber, als mit ihr zu reden.

„Warum warst du vorher nicht mehr online in Facebook?“, beginnt Lisa, als sie abhebt.

„Ach, nicht so wichtig. Ich muss dir etwas mitteilen“, erwidere ich langsam.

„Ist etwas passiert?“

- „könnte man so sagen…“ Ich will damit einfach nicht rausrücken. Wie sie wohl reagieren wird?

„Erzähl schon!“, hackt sie nach.

„Nein, es ist nichts Gutes“, beginne ich, „aber ich muss es ja loswerden. Ich werde umziehen“ Ich bekomme einen Kloß im hals.

Ich höre sie husten. „Das ist doch toll! Und, wie schaut das Haus aus?“

-„genau das ist das Problem! Ich werde in die USA ziehen!“

Lisa antwortet nicht. Ob sie nachdenkt, was sie sagen soll? Oder ob sie es gerade Julia auf Facebook schreibt? Ob sie Tränen bekommt und sie versucht hinunterzuschlucken oder es ruhig aufnimmt?

„Bist du noch da?“, frage ich leise in das Handy.

„Mm… ich kann es nur nicht glauben! Wieso?“, erwidert sie mit gesenkter Stimme.

-„mein Vater und sein Job.“

„dann müssen wir ja viel machen!“, sagt sie aufmunternd.

„was machen?“ Ich bin verwirrt. Ich stehe von meinem Bett auf und gehe in meinem Zimmer auf und ab.

„stimmt es?“ Lisa hat anscheinend jetzt auch Julia zu der Telefonsitzung eingeladen, denn es ist Julias Stimme.

„ja…“, murmle ich leise.

„Oh mein Gott“, Julia betont jede Silbe einzeln, „ich kann es nicht glauben“

Ich sage nichts. Ich muss mich zusammenreißen, dass ich nicht in Tränen ausbreche.

„ich habe eine Idee“, Lisa bricht das Schweigen. „wie wäre es, wenn wir eine Liste machen, sie du erledigen musst, bevor du abreist?“

„muss das sein?“, murre ich zurück

„tolle Idee!“, meldet sich auch Julia zu Wort.

Ich muss lachen. Diese Idee ist witzig. Aber doch irgendwie gut. So werde ich vielleicht viel mehr Zeit mit meinen Freundinnen verbringen als zuvor. Und es wird vielleicht ein toller abschied werden. Wer weiß?


Freitag, 9. Juli 2010

Schlechte Neuigkeiten, Teil 2

Manchmal nervt mich meine Mutter schon so richtig.

„Doch“, sie kommt auf mich zu und will mich umarmen. Doch ich drehe mich um.
„Warum? Ist dir dieses Haus nicht gut genug?“, fahre ich sie an.

„Aber schatz…“, beginnt sie und umarmt mich Widerwillen. „es geht nicht um das Haus. Es geht um den Job deines Vaters“

Das bedeutet nichts Gutes. „Und?“, meine Stimme bricht ab. Ich glaube ich ahne es…

„Er hat ein fantastisches Jobangebot bekommen! Er bekommt den doppelten Lohn“

„Wo ist der haken?“ man kann deutlich den Misstrauen in meiner Stimme hören.

„Wir werden nicht nur das Haus wechseln, sondern auch die Stadt. Oder besser gesagt das Land…“, erklärt sie mit sanfter Stimme und streichelt mir den Kopf.

Mir steigen tränen in den Augen auf und meine Nase rinnt. „Niemals!“

„Ich weiß, dass es schwer für dich ist…“

„Willst du nicht, dass ich glücklich bin mit meinen zwei Freundinnen? Gönnst du mir nicht, dass ich einmal in meinem Leben glücklich bin?“ Ich bekomme einen Kloß im Hals.

„Natürlich will ich, dass du glücklich bist. Du bist mein Sonnenschein. Du bist das wichtigste in meinem Leben“ Sie drückt mich fester an sich. „Aber du weißt doch, wie viel der Job ihm bedeutet. Er arbeitet hart…“

„Aber…“, bringe ich mit Mühe hervor, „ich… was, was wird aus meinen Freundinnen?“

Sie lässt mich los und schaut mir tief in die Augen. „Schatz, du weißt, dass ich das sagen muss, aber sie bleiben hier. Du kannst sie doch nicht mitnehmen. Was würden ihre Eltern dazu sagen?“ Sie grinst. „Das ist doch nicht so schlimm. Du findest doch neue Freundinnen“

Ich schaue sie entgeistert an. Meint sie das im ernst? Ich finde neue Freundinnen? Nichts und niemand kann Lisa und Julia ersetzen!

Ich schüttle den Kopf. „Ich will aber nicht. Dann bleibe ich halt hier“ ich verschenke die Arme vor mir.

„Aber wo willst du dann wohnen? Vertrau mir. Es wird nicht so schlimm, wie du es dir vorstellst. Außerdem hast du noch genug Zeit mit deinen Freundinnen… und das neue Land gefällt dir bestimmt“, erwidert sie.

Eine Träne rollt über meine Wange. „Bei Lisa. Sie nimmt mich bestimmt auf“ Ich schlucke. „und wohin ziehen wir, wenn ich fragen darf? Ich werde langsam gereizt. Am liebsten will ich jetzt aufspringen und irgendetwas zerstören. Ich bin so wütend.

„ich sag nur ein Wort: USA“ sie nimmt meine rechte Hand und streichelt sie. „vertrau mir. Es wird nicht so schlimm“

„in die USA? Ein anderes Land? Wohl besser gesagt: ein anderer Kontinent!“, schreie ich sie an, „wie kannst du mir so etwas antun?“ Ich springe auf, werfe die Vase, die auf dem Couchtisch steht, um und laufe in mein Zimmer.

„Vanessa!“, ruft meine Mutter mir nach.

Das kann doch nicht wahr sein! Das muss doch ein Albtraum sein. Ich will aufwachen und zwar sofort.

Ich zwicke mir in den Arm. Nein, kein Traum. Es ist die Wahrheit. Die Realität.

Ich werde in ein anderes Land ziehen. Zu einem neuen Kontinent. Auf eine neue schule gehen. Alle werden mir fremd sein.

Was dann wohl aus meinen zwei besten Freundinnen wird? Ob sie mich vergessen werden? Ob sie denken, dass es ein Scherz ist, wenn ich ihnen davon erzähle?

Ich weiß es nicht. Ich kann nicht klar nachdenken. Ich kann es noch nicht einmal glauben.

Mir laufen Unmengen an Tränen herunter und ich verstecke mein Gesicht in meinem Kopfpolster.

Ich schluchze, ich schniefe. Und alles in meinen Kopfpolster hinein.

Meine Mutter versteht mich nicht. Kein bisschen.

Sonntag, 4. Juli 2010

Schlechte Neuigkeiten, Teil 1

„Hey, schatz. Wie war die Schule?“ Meine Mutter sitzt in der Küche. Die Küche ist ziemlich groß. Eine der Wände ist rot gestrichen, die Einrichtung ist modern. Meine Mutter hat sie letztes Jahr erneuern lassen, weil die alte etwas abgenutzt war und man diese schwer reinigen konnte.

Wenn man den Raum betritt ist gegenüber ein großes Fenster mit einer Tür, durch die auf die Terrasse gelangt.

In der Mitte steht eine Theke, die an den Möbeln angeschlossen ist. Und davor stehen Barhocker.

Meine Mutter hat nicht an Geld gespart, ganz im Gegenteil sie meint immer, es sei besser mehr Geld in etwas zu investieren, statt zu wenig.

Ich bin eigentlich das Gegenteil. Mir reicht es, wenn ich etwas Billiges kaufe, egal wie lange es hält.

„Wie immer. Nichts Besonderes“, erwidere ich schroff und nehme mir eine Wasserflasche aus dem Kühlschrank.

„Willst du dann später mit einkaufen gehen?“, meine Mutter steht vom Barhocker auf und kommt auf mich zu. „hier das Geld für das englisch Buch. Ich habe es vergessen dir heute zu geben“

Meine Mutter reicht mir den 10-Euroschein und ich nehme ihn entgegen.

„Danke“, erwidere ich. „ich gehe jetzt in mein Zimmer. Ach ja, wann kommt Papa wieder heim?“

„Er macht heute Überstunden“, antwortet sie und geht zurück zur Theke und setzt sich.

Ich drehe mich um und gehe in mein Zimmer.

Ich stelle meine Tasche neben den Schreibtisch und setze mich auf mein Bett.

Ich starre die gegenüberliegende Wand an. Es klebt ein Poster von Lady Gaga darauf, sonst noch zwei Fotos meiner zwei Freundinnen und nicht mehr.

Mein Schreibtisch ist nicht besonders aufgeräumt, am Teppich liegen ein paar Brösel und der Kleidschrank scheint überfüllt zu sein, weil die Kastentüren nicht ganz zu gehen. Das liegt daran, weil ich immer alles reinstopfe, statt es schön geordnet hinein zu legen.

Ich neige mich zu meinem Nachttisch und greife nach meinem Laptop.

Ich schalte ihn ein und warte bis er hochgefahren ist, um mich in Facebook einzuloggen.

Währendessen es lädt schaue ich aus dem Fenster hinaus. Der Baum blüht schon und die Wiese ist so schön grün. Ein wunderschöner Anblick.

Blubb. Ich habe eine Chatnachricht in Facebook bekommen. Verwirrt schaue ich auf den Bildschirm. Lisa hat mir geschrieben.

ich antworte: Hey

sie: Wie geht’s?

ich: Gut und dir?

sie: Mir auch. Weißt du was? Ich habe den Jungen von heute Vormittag hier ausfindig gemacht!!

ich: Nicht dein ernst!

sie: Doch, und ich habe ihm gesagt, er solle dich adden.

ich:Und?

sie: Rate mal. Du müsstest eigentlich schon eine neue Freundschaftssanfrage haben.

Ich schaue so schnell wie das Internet es zulässt nach und tatsächlich. Eine anfrage von Martin B. ich grinse. Lisa hat es tatsächlich geschafft seinen Namen herauszufinden.

ich:Wie cool. Und lädst du ihn zur Party ein?

sie: Ob ich das werde? Süße, in welchem Jahr lebst du denn noch? Das habe ich schon längst!

Ich muss lachen. Wenn es um Jungs geht, ist sie die Beste.

ich:Wow. Ich bin neidisch.

sie: Brauchst du nicht. Für dich werde ich auch noch jemanden finden.

ich:Nein, das brauchst du wirklich nicht.

sie: Doch!


Ich logge mich mit Absicht aus. Bei Diskussionen zwischen uns gewinnt immer sie. Egal worum es geht. Sie hat die besten Argumente und gegen diese komme ich nicht an.

Ich lege meinen Laptop beiseite, stehe auf und gehe zu meinem Schreibtisch. Ich stelle meine schwarze Tasche darauf und krame mein Mathematikbuch heraus.

Ich schlage die dementsprechende Seite auf und setze mich. Der Sessel knarrt wie jedes mal, obwohl die Schrauben fest genug befestigt sind.

‚Trigonomie’ steht als große Überschrift für ein neues Kapitel.

‚Ein Außenwinkel ist gleich groß wie die Summe der beiden nicht-anliegenden Innenwinkel’

Ich stehe auf mit dem Buch in der Hand, gehe auf und ab und murmle den Satz vor mir hin. So lerne ich immer und, soweit ich mich erinnern kann, hat es bisher immer geklappt.

„Vanessa!“ ich höre eine laute stimme.

Ich eile aus meinem Zimmer ins Wohnzimmer. Das Wohnzimmer erinnert einen an Afrika. Die wände sind orange, der Boden ist dunkel und die dazupassende Couch darf auch nicht fehlen.

„Was ist?“, frage ich mit großen Augen.

„Wir… werden umziehen“, beginnt meine Mutter.

„Nein!“, erwidere ich spontan und lasse mich auf die Couchlehne fallen. Das kann doch nicht ihr ernst sein. Wieso will sie umziehen? In ein noch besseres haus, als dieses hier? Gibt es noch ein besseres, das ihrem Geschmack entspricht?

Wir wohnen jetzt in einem Bungalow. Es gibt nur eine Etage und ich finde es richtig cool. Und was will meine Mutter schon mehr, als den Bungalow, einen schönen und gepflegten Garten und einen BMW?