Freitag, 9. Juli 2010

Schlechte Neuigkeiten, Teil 2

Manchmal nervt mich meine Mutter schon so richtig.

„Doch“, sie kommt auf mich zu und will mich umarmen. Doch ich drehe mich um.
„Warum? Ist dir dieses Haus nicht gut genug?“, fahre ich sie an.

„Aber schatz…“, beginnt sie und umarmt mich Widerwillen. „es geht nicht um das Haus. Es geht um den Job deines Vaters“

Das bedeutet nichts Gutes. „Und?“, meine Stimme bricht ab. Ich glaube ich ahne es…

„Er hat ein fantastisches Jobangebot bekommen! Er bekommt den doppelten Lohn“

„Wo ist der haken?“ man kann deutlich den Misstrauen in meiner Stimme hören.

„Wir werden nicht nur das Haus wechseln, sondern auch die Stadt. Oder besser gesagt das Land…“, erklärt sie mit sanfter Stimme und streichelt mir den Kopf.

Mir steigen tränen in den Augen auf und meine Nase rinnt. „Niemals!“

„Ich weiß, dass es schwer für dich ist…“

„Willst du nicht, dass ich glücklich bin mit meinen zwei Freundinnen? Gönnst du mir nicht, dass ich einmal in meinem Leben glücklich bin?“ Ich bekomme einen Kloß im Hals.

„Natürlich will ich, dass du glücklich bist. Du bist mein Sonnenschein. Du bist das wichtigste in meinem Leben“ Sie drückt mich fester an sich. „Aber du weißt doch, wie viel der Job ihm bedeutet. Er arbeitet hart…“

„Aber…“, bringe ich mit Mühe hervor, „ich… was, was wird aus meinen Freundinnen?“

Sie lässt mich los und schaut mir tief in die Augen. „Schatz, du weißt, dass ich das sagen muss, aber sie bleiben hier. Du kannst sie doch nicht mitnehmen. Was würden ihre Eltern dazu sagen?“ Sie grinst. „Das ist doch nicht so schlimm. Du findest doch neue Freundinnen“

Ich schaue sie entgeistert an. Meint sie das im ernst? Ich finde neue Freundinnen? Nichts und niemand kann Lisa und Julia ersetzen!

Ich schüttle den Kopf. „Ich will aber nicht. Dann bleibe ich halt hier“ ich verschenke die Arme vor mir.

„Aber wo willst du dann wohnen? Vertrau mir. Es wird nicht so schlimm, wie du es dir vorstellst. Außerdem hast du noch genug Zeit mit deinen Freundinnen… und das neue Land gefällt dir bestimmt“, erwidert sie.

Eine Träne rollt über meine Wange. „Bei Lisa. Sie nimmt mich bestimmt auf“ Ich schlucke. „und wohin ziehen wir, wenn ich fragen darf? Ich werde langsam gereizt. Am liebsten will ich jetzt aufspringen und irgendetwas zerstören. Ich bin so wütend.

„ich sag nur ein Wort: USA“ sie nimmt meine rechte Hand und streichelt sie. „vertrau mir. Es wird nicht so schlimm“

„in die USA? Ein anderes Land? Wohl besser gesagt: ein anderer Kontinent!“, schreie ich sie an, „wie kannst du mir so etwas antun?“ Ich springe auf, werfe die Vase, die auf dem Couchtisch steht, um und laufe in mein Zimmer.

„Vanessa!“, ruft meine Mutter mir nach.

Das kann doch nicht wahr sein! Das muss doch ein Albtraum sein. Ich will aufwachen und zwar sofort.

Ich zwicke mir in den Arm. Nein, kein Traum. Es ist die Wahrheit. Die Realität.

Ich werde in ein anderes Land ziehen. Zu einem neuen Kontinent. Auf eine neue schule gehen. Alle werden mir fremd sein.

Was dann wohl aus meinen zwei besten Freundinnen wird? Ob sie mich vergessen werden? Ob sie denken, dass es ein Scherz ist, wenn ich ihnen davon erzähle?

Ich weiß es nicht. Ich kann nicht klar nachdenken. Ich kann es noch nicht einmal glauben.

Mir laufen Unmengen an Tränen herunter und ich verstecke mein Gesicht in meinem Kopfpolster.

Ich schluchze, ich schniefe. Und alles in meinen Kopfpolster hinein.

Meine Mutter versteht mich nicht. Kein bisschen.

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