Sonntag, 26. September 2010

Erinnerungen, Teil 1

Ich habe nicht immer zwei beste Freundinnen gehabt. Als ich noch klein war, lebte ich mit meinen Eltern in einer nicht besonders großen Wohnung mitten in der Stadt.

Ich hatte nicht viele Freunde und war sehr schüchtern.

Mein Vater bekam dann einen neuen Job, als ich um die zwei Jahre alt war. Zuerst war er Busfahrer, doch dann verfolgte er seinen größten Traum: Pilot zu werden. Er zahlte sich alles selbst und als er sein Ziel erreicht hatte, bekamen wir mehr und mehr Geld.

Meine Mutter wollte schon immer Rechtsanwältin werden, aber weil ich dann unterwegs war, musste sie es abbrechen. Als ich älter geworden bin, vollendete sie ihren Abschluss und lebt seit dem ihren Traum.

Als ich acht war, wechselte ich die Schule. Ich ging auf eine Mädchenschule, doch meine Mutter meinte, es sei besser auf eine gemischte Schule zu gehen.

Für mich war die Umstellung nicht leicht. Ich wurde gemobbt, weil ich die Kleinste aus der Klasse war; niemand unterstützte mich. Ich weinte jeden Tag im Badezimmer und versuchte es geheim zu halten, doch meine Mutter kam schnell dahinter. Sie sprach mit dem Klassenlehrer und seitdem hörten sie auf nervige Sprüche zu klopfen.

Aber eines half mir trotzdem, denn ich machte rhythmische Sportgymnastik nebenbei, das mir viel Spaß bereitete und ich dort wenigstens ein oder zwei Freundinnen hatte.

Mittwoch, 15. September 2010

Die Party, Teil 9

„Wie fandet ihr die Party?“ Lisa starrt uns an. Sie liegt in ihrem Bett und Julia und ich liegen auf der Matratze.

„Nicht soll, sondern hammer geil!“; erwidere ich.

Lisa macht das Licht aus. Leichte Beleuchtung der Gasse dringt durch die Jalousie in das Zimmer. Meine Augen müssen sich noch an die Dunkelheit gewöhnen.

„Da hast du recht!“ Ich spüre, dass Julia die Decke zu Recht zieht. „Ich meine, jetzt ist es schon ein Uhr in der Früh. Und dass die Party durchgehend ein erfolg war… Respekt“

„hehe“, beginnt Lisa, „danke. Und ich bin kein bisschen müde.“

„Ich auch nicht“, sage ich und kuschle mich in die Decke. „Ach ja. Vielleicht habt ihr es eh mitbekommen, aber dieser Junge hat mir unabsichtlich Cola über mein Kleid gekippt“

„Im Ernst jetzt?“, Julia seufzt, „hat er sich wenigstens entschuldigt?“

Trotz der Dunkelheit, nicke ich. „Ja, hat er. Er ist sogar nachher ins Bad gekommen, gefragt ob es geht und hat sich entschuldigt. Und ratet mal“, ich mache eine kurze Pause bevor ich fortfahre, „er hat dann später sogar mit mir getanzt“

„Uuh“ Ich weiß nicht, wer es macht.

„Wie heißt er? In welche Schule geht er? Wie alt –„, Lisa findet kein Ende mehr.

„Stopp!“, rufe ich, „sein Name ist Julian. Mehr weiß ich nicht“ Ich taste nach meiner Tasche, um einen kleinen Zettel herauszukramen. „Dann, als er gehen hat müssen“, fahre ich fort, „gab er mir ein kleines Stückchen Papier. Ich denke mir mal, es ist seine Telefonnummer“

Plötzlich wird es hell. Lisa hat, soweit ich es erkennen kann, ihre Finger auf dem Lichtschalter.

„Mach aus!“, schreit Julia, „spinnst du? Das tut in den Augen weh!“

Sie dreht das Licht wieder ab und schweigt.

„Und ich glaube“; gestehe ich, „ich habe mich verliebt“

„ich hoffe, du weißt was das bedeutet, oder?“, meldet sich auch Lisa zu Wort.

„Aber sicher doch“, antworte ich, „ich sage nur ein Wort: Die Liste“

Sonntag, 5. September 2010

Die Party , Teil 8

Das Bad ist besetzt und ich klopfe wild an die Tür. Die Tür wird aufgerissen und ein Junge und ein Mädchen, dessen Lipgloss verschmiert ist, verlassen das Bad.

Ich schließe die Tür hinter mir. Ich betrachte mich im großen Spiegel über dem Waschbecken. Mein Kleid ist beim Ausschnitt nass und klebrig. Ich nehme mir Klopapier und tupfe den nassen, dunklen Fleck ab. Es riecht nach Cola. Das Tupfen bringt wenig, denn der Fleck ist immer noch sichtbar.

Jemand klopft an die Tür. Ich sage nichts, ich will alleine sein.

Die Tür wird geöffnet. „Geht’s?“ Es ist der Junge von vorher. Ich nicke. „Kommst du wieder hinunter oder bleibst du da?“, will er wissen. Seine Augen werden großer, als hoffe er, ich käme hinunter.

„Ja“, ich richte mein Kleid zu Recht und verlasse das Bad.

Die Luft wird stickiger je weiter man in das Wohnzimmer geht.

Er greift nach meiner Hand, drückt sie leicht und zieht mich zu sich.

Der Song wechselt. Erst war noch ‚Chica Bomb’, jetzt läuft ein langsamer Song den ich nicht kenne.

Ich bin schon immer untalentiert im Tanzen gewesen und habe Angst, dass ich ihm auf die Füße steige.

„Sag mal, wie heißt d eigentlich?“, fragt er und wir bewegen uns hin und her passend zur Musik.

„Vanessa. Du?“

- „Julian“ Ich grinse und denke an Julia.

Das Lied ist schon vorbei und jetzt läuft ‚Hot’.

Ich schweife meinen Blick durch die Menge. Lisa tanzt im Mittelpunkt mit einem breiten Grinsen im Gesicht und amüsiert sich. Ari tanzt neben ihr. Es scheint fast so, als wolle sie im Mittelpunkt sein.